Montag, 4. Juli 2011

Wut

Tja, wer hätte gedacht, dass ich an einem verregneten Montagabend im Juli, noch dazu dem 235. Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeit, meinen ersten Blog verfassen würde?
So spielt wohl das Leben und nun sitze ich also hier auf meinem Hochbett und schreibe mir meinen Frust von der Seele. Normalerweise würde ich jetzt eine Runde joggen gehen, zur Aggressionsbewältigung, aber leider pisst es schon seit Tagen ununterbrochen und ein Ende ist nicht abzusehen: der kälteste Julianfang seit Ewigkeiten. Entschuldigt übrigens meine vulgäre Wortwahl, aber manchmal muss einfach alles raus.
Der Grund für meine Verbitterung? Ja, richtig geraten, es geht mal wieder um unsere geliebte Uni. Voller Erwartungen sind wir vor zwei Jahren aus den verschiedensten Ecken Deutschlands hierher gekommen und haben uns auf ein Studium voller neuer Erkenntnisse, Inspirationen und Ideen gefreut. Jedoch ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Statt mit praktischen Erfahrungen und Erleuchtungen über das Wesen des Menschen haben wir unsere Gehirne nur mit grauer Theorie vollgepumpt, die wir Semester für Semester nach der finalen Prüfung mit viel Wodka Energy wieder auskotzten.
Um eine berühmte Gruppe des inzwischen fast schon wieder toten Portals studivz zu zitieren: Während sie zur Uni fahren, fühlen sich die meisten Studenten wie Frodo auf dem Weg nach Mordor. Auch mir sitzen ständig die Selbstzweifel im Nacken; ich frage mich, ob das nur mir so geht oder ein generelles Problem der Soziologen ist. Hier sitze ich nun; ausgebrannt, verbittert und zynisch, und das mit gerade mal 21. Aber kein Wunder; schließlich gehen wir alle auf die 30 zu, heißt das nicht es ist an der Zeit erwachsen zu werden? Ein Hoch auf das ach so durchdachte Bologna-System, das seine Studenten durch den Lehrplan hetzt und jegliche Kreativität im Keim erstickt! Und am Ende stehen wir da, mit einem „Junggesellen“-Abschluss in der Tasche und wissen nicht wohin damit. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes; studiert heißt eben nicht gleich qualifiziert. Genau so gut hätte man sich die zwei Jahre Abi sparen und nach der zehnten Klasse eine dreijährige Ausbildung machen können, das wäre wenigstens gut für die Praxiserfahrung gewesen, aber lassen wir das.
Ich denke, ich spreche im Namen meiner Kommilitonen, wenn ich sage: noch ein weiteres Jahr Bachelorstudium, dann sind wir reif für die Klapse. Der Weg ist nicht weit, eine Etage über unserem hassgeliebten Institut für Soziologie befindet sich das der klinischen Psychiatrie. Immerhin befänden wir uns in guter Gesellschaft, schon unser Begründer Auguste Comte verbrachte das Ende seines Lebens in der Geschlossenen.
In diesem Sinne möchte ich noch alle kennen, die mich grüßen und sage: Gute Nacht!

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